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Seit 2001 befindet sich im Ostseebad Flensburg Klues ein künstliches Riff etwa 150 Meter vom Strand entfernt auf sieben Meter Wassertiefe. 2007 wurde ein weiteres Riff in fünf Metern Wassertiefe etwa 80m vom Land entfernt aufgeschüttet. Zwischen diesen beiden Riffen ist ein Fischwechsel eine Selbstverständlichkeit und wird auch der Definition Fischweg, der im Fischereigesetz benannt ist, gerecht. Die juvenilen Fische (Jungfische) sowie auch die adulten (älteren) Fische nutzen den Wechsel zwischen den beiden Riffen als Jagd- und Schutz-, sowie als Aufzuchtgebiet.

Die Riffe sind im Rahmen einer Ausgleichsmaßnahme erstellt wurden und sollen zu einer Wiederherstellung des Lebensraumes der Flensburger Förde wie vor der Zeit der Steinfischerei beitragen. Aufgrund der vielen Hartsubstrate, die der Flensburger Förde im Rahmen der Steinfischerei entnommen wurden, ist die Bedeutung dieser Riffe hoch anzusehen, da sie einen einzigartigen Lebensraum bilden, wie er noch vor der Steinfischerei häufig in den Küstengewässern der Ostsee anzutreffen war. In der Flensburger Innenförde sind derartige Hartsubstratfelder außerhalb dieser Riffe in diesem Umfang nicht mehr anzutreffen.

Dieses Gebiet wird aber auch von anderen marinen Lebewesen als Aufzuchtgebiet genutzt, wie z.B. von zahlreichen marinen Nacktschnecken, die an den Riffen ihre Eiablage vollziehen. Besonders erwähnenswert ist aber, dass zwischen den Steinen der Riffe viele Fische Schutz finden und auch zwischen und an den Steinen ablaichen.

Es war über mehrere Jahre immer wieder beobachtet wurden, dass zwischen den beiden Riffen und auch im nahen Umfeld der Riffe Reusen und Stellnetze von Fischern aufgestellt wurden. Somit wurde der Fischwechsel zwischen den beiden Riffen nicht nur massiv gestört, sondern die Reusen und Stellnetze haben ihn sogar komplett in der Bodennähe blockiert. Viele Fische, auch diejenigen die pelagisch sind, schwimmen bei dem Wechsel zwischen den Riffen und im Umkreis der Riffe in Bodennähe. Dieses ist auch mit ihrer Nahrungsaufnahme zu erklären. Das lässt darauf schließen, dass ein Großteil der Fische beim Wechsel zwischen den beiden Riffen genau in die Stellnetze und Reusen geschwommen ist. Auch zahlreiche Jungfische, die unter die Mindestfanggröße fallen, gelangen in die Reusen. Neben den Fischen gelangen auch immer wieder Krebstiere in den Reusen. Sie leben benthal und sind in der Lage die sich in den Reusen befindlichen Jungfische dort anzugreifen, beim Versuch sie als Nahrung zu erlangen.

Bei einigen Tauchgängen an den Reusen ließ sich deutlich folgendes erkennen. Es waren durchaus einige der Fische bereits angefressen und lebten gerade noch. Andere lagen schon tot in den Reusen und wurden von den Krebstieren verspeist.  Weiteres Bild einer Reuse mit vielen Jungfischen und Krebstieren, aufgenommen zwischen den beiden Riffen im Ostseebad Klues.

In einer wissenschaftlichen Untersuchung konnte ich im Jahre 2007 zahlreiche Arten in diesem Gebiet in größerer Anzahl erfassen, die nur vereinzelnd in anderen küstennahen Gebieten der Flensburger Förde anzutreffen waren.

Ausgehend von meinem Wissensstand plädiere ich dafür, dass im Umkreis von 500m von beiden Riffen, ein komplettes Fischereiverbot ausgesprochen wird, um sicherzustellen das der Jungfisch, der sich die erste Zeit immer in einer gewissen Entfernung zum Riff aufhält, nicht abgefischt wird. Selbst wenn sie die Mindestgröße unterschreiten und durch die Fischer ins Meer zurückgeführt würden, ist nicht zu gewährleisten, dass sie dieses überleben oder sogar überhaupt lebend die Wasseroberfläche erreichen.

Wie sich am Beispiel der künstlichen Riffe im Ostseebad Klues in Flensburg gezeigt hat, sind künstliche Riffe ein Ort, der für die Fischerei vielversprechend zu sein scheint. Daher sollte generell beim Aufbau von künstlichen Riffen immer ein Fischereiverbot um und an den Riffen bestehen, um somit der Natur die Möglichkeit zu geben sich in Ruhe anzusiedeln und juvenile Fische ohne größeren Einfluss vom Menschen zu adulten Tieren heranwachsen können.

Reuse mit vielen Jungfischen und Krebstieren, aufgenommen zwischen den beiden Riffen im Ostseebad Klues.

Reuse mit vielen Jungfischen und Krebstieren, aufgenommen zwischen den beiden Riffen im Ostseebad Klues

Drummond Fadenschnecke beim Ablaichen

Drummond Fadenschnecke beim Ablaichen