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Es ist Sommer, die Sonne scheint und das Wasser der Ostsee ist für viele die perfekte Abkühlung. Jedoch gibt es einen Meeresbewohner der regelmäßig für Angst und Schrecken sorgt. Seine Sichtungen führen dazu, dass Wassersportler schnellstmöglich schreiend das Wasser verlassen. Dabei ist dieses Tier doch ein wahres Geschenk für die Ostsee und die Flensburger Förde.

Die Gelbe Haarqualle, besser bekannt als Feuerqualle, ist eine der beiden Schirmquallenarten, die in der westlichen Ostsee regelmäßig anzutreffen sind. Ihr Körperbau, mit dem bis zu 70 Zentimeter großen Schirm und mehrere Meter langen Tentakeln, ermöglicht es, sie einfach zu bestimmen. Unterhalb ihres Schirms ist der Magen und die bis zu 150 teilweise eingezogenen Tentakeln, die gelb-rot gefärbt sind. Durch diesen buschig wirkenden Aufbau wird sie auch als Löwenmähne bezeichnet.

Quallen bestehen aus bis zu 98 % aus Wasser. In ihren Nesselfäden sitzen die gefürchteten Nesselkapseln, die bei Berührungen mit unvorstellbarer Geschwindigkeit abgeschossen und in die Haut des Beutetieres gebohrt werden. Das in ihnen enthaltende Gift lähmt ihre Opfer. Nicht selten machen auch Menschen die Bekanntschaft mit ihnen. Beim Baden kann es passieren, dass die ungeschützte Haut mit den, im Wasser fast unsichtbar wirkenden langen Nesselfäden, in Berührung kommt. Ein stechender Schmerz setzt ein, ähnlich einer Verbrennung an Brennnesseln. Normalerweise ist eine Vernesselung durch Feuerquallen nicht weiter gefährlich, jedoch gibt es immer wieder Menschen die allergisch auf das Gift reagieren und Gefahr laufen starke Kreislaufprobleme oder sogar einen anaphylaktischen Schock zu bekommen.

Doch was ist zu tun, wenn eine Vernesselung nicht vermeindbar war?
Es gibt viele Tipps, die die Auswirkungen mindern sollen, wie z.B: Essig, Rasierschaum oder Backpulver. Sie sollen die Nesselkapseln deaktivieren. Eine andere genannte Variante ist das Abrubbeln mit Sand. Wichtig zu wissen ist, dass die Nesselkapseln durch mechanische Belastungen ausgelöst werden. Reibung verstärkt die Vernesselung eher als diese zu lindern. Die Tatsache, dass Badegäste die oben aufgeführten Utensilien mit sich führen, bietet einer anderen Variante einen perfekten Raum, um als besonders geeignet zu sein. Das Abstreifen der Nesselfäden mit einer EC-Karte oder Visitenkarten verhilft, dass noch nicht ausgelöste Nesselkapsel auf die Karte geschoben werden und erst hier abgeschossen werden. Für die weitere Behandlung der betroffenen Hautstelle schafft eine Creme aus der Apotheke Linderung.

Leid und Freud liegen nicht weit auseinander und genauso ist es bei den Feuerquallen. Während sie für die Einen ein Schrecken ist, ist sie für Andere ein großes Geschenk. Feuerquallen können sich in der Ostsee nicht vermehren. Quallen werden zum Plankton gezählt und können somit nicht selbstständig gegen größere Strömungen schwimmen. Somit müssen alle vorkommenden Feuerquallen in der Ostsee aus der Nordsee über Meeresströmungen gelangen. Neben den Feuerquallen gelangt auch sauerstoffreiches und salzhaltigeres Wasser über diese Strömungen in die Ostsee. Aufgrund der Lage, Entstehungsgeschichte und der Aussüßung durch Zuflüsse in die Ostsee, ist dieses eingespülte Nordseewasser eine Vitalkur für die Ostsee und sichert vielen Arten den Fortbestand, gerade in den tieferen, sauerstoffarmen Zonen. Großes Auftreten von Feuerquallen ist somit ein Indikator für entsprechende Meeresströmungen, die durch starke Stürme entstehen und somit einen regen Wasseraustausch zwischen Nordsee und Ostsee aufweisen.

Die Feuerqualle spaltet die Gemüter aber nicht nur bei Menschen, sondern auch bei den Meeresbewohnern. Die gefürchteten Nesselfäden sind für einige Fische der sichere Tod aber für einen bestimmten Meeresbewohner eine Lebensversicherung. So wie Anemonenfischen die Anemone Schutz bietet, finden Wittlinge zwischen den Nesselfäden der Feuerqualle ihren Schutz vor Fressfeinden.

Ein völlig unterschätzter Bewohner der Ostsee, der aufgrund der ihm entgegengebrachten Abneigung von vielen als überflüssig angesehen ist ein Paradebeispiel für den Grund Unwissenheit, der besondere Lebewesen oder Lebensräume nicht den nötigen Schutz zukommen lässt. Genauso ist dieses auch bei der Ostsee.

Ich hoffe die zehn vorgestellten Tiere konnten ein wenig über den einmaligen Lebensraum der Flensburger Förde aufklären und dazu beitragen, diesen Lebensraum mit anderen Augen zu sehen und zu seinem Schutz beizutragen.

 

„Unwissenheit und Angst verleiten oft den Menschen dazu etwas zu töten, von dem er sich davon bedroht fühlt, dabei sind meist diese Lebewesen ein wichtiger Bestandteil für ein Ökosystem.“

Steckbrief:
Name: Gelbe Haarqualle / Feuerqualle
Wissenschaftlicher Name: Cyanea capillata
Größe: Bis 70cm Schirmdurchmesser
Kennzeichen: Der helle Schirm ist mit mehreren Meter langen gelblich, rötlichen Tentakeln versehen.
Lebensraum: Im salzhaltigen Wasser der Ostsee bis zu 30m Wassertiefe
Verbreitung: Nordsee und Ostsee
Nahrung: Kleinere Krebstiere (Plankton) bis hin zu kleine Fischen
Besonderheiten: Feuerquallen können sich aufgrund des geringen Salzgehaltes in der Ostsee nicht vermehren
Feuerqualle auch gelbe Haarqualle genannt Jan Langmaack

Feuerqualle auch gelbe Haarqualle genannt

ausgewachsene Feuerqualle Jan Langmaack

ausgewachsene Feuerqualle

juvenile Feuerqualle Jan Langmaack

juvenile Feuerqualle

Feuerqualle kurz unter der Wasseroberfläche Jan Langmaack

Feuerqualle kurz unter der Wasseroberfläche