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Jedes Jahr zur Osterzeit kommen sie in die küstennahen Gebiete der Ostsee, um ihre kostbaren Eier zu verstecken. Lange Ohren und einen buschigen Schwanz besitzen die Hasen jedoch nicht. Auch Beine haben sie nicht, aber dafür sind sie perfekt an das Leben im Wasser angepasst.

Wem zum ersten Mal ein Seehase vor die Augen kommt, dem ist die Verwunderung deutlich anzusehen. Wie kann dieses plumpe und rundliche Tier ein Fisch sein? Seine Körperlänge ist maximal das Zweifache seiner Körperhöhe. Schuppen fehlen ganz und gar und der Körper ist mit Dornen- und Knochenreihen von Kopf bis zum Schwanz versehen. Direkt hinter dem Kopf sind keine Bauchflossen zu finden. Stattdessen verlaufen jeweils sechs Beulen auf der Bauchseite bis zum Schwanz, die mit einer runden Hautfalte umgeben sind. In ihrer Mitte, direkt hinter dem Kopf, befindet sich eine Saugscheibe. Ausgewachsen können sie eine Länge von 70cm erreichen, wobei die Weibchen die deutlich größeren Tiere sind. Seehasen sind dunkelgrün, grau-bläulich bis schwarz gefärbt. Allerdings färbt sich während der Laichzeit der Bauch des Männchens rot-orange. Diese Färbung kann sich sogar über seinen ganzen Körper ziehen und ihn somit zu einem sehr farbenfrohen Gefährten der Ostsee machen – wenn auch nur saisonal.

Die Vermehrung der Seehasen im Frühjahr in unsere Förde ist noch aus einem anderen Grund ein besonderes Schauspiel. Nur zu dieser Jahreszeit sind die adulten Tiere anzutreffen und die Brutpflege dieser Fische zu beobachten. Die weiblichen Tiere legen ihre Eier zwischen Algen und Steine in eine Art Nest, das so platziert ist, dass die Strömung die Eier kontinuierlich bewegt und mit frischem Sauerstoff aus dem Wasser versorgen kann. Nach der Eiablage ziehen die Weibchen sich in die tiefen Gebiete der Ostsee zurück und die Männchen bewachsen das Eigelege, bis die etwa sechs Millimeter großen Larven schlüpfen. Um den Schutz ihrer Eier sicherzustellen, ernähren sich die Männchen währende der kompletten Zeit bis zum Schlüpfen der Eier nicht. Erst nach der Geburt ihres Nachwuchses ziehen die männlichen Tiere ebenfalls wieder zurück in die Tiefen der Ostsee, abgemagert und fast völlig entkräftet.

Sind die kleinen Seehasen geschlüpft, verbringen sie ihre ersten Lebenswochen gut getarnt und versteckt in den flachen Küstenregionen. Hier wachsen sie schnell, um anschließend ihren Eltern im Laufe des Jahres ins offene Meer zu folgen.

Seehaseneier sind sehr gefragt. Nicht nur im Meer dienen sie zahlreichen Tieren – sofern das Nest nicht entsprechend bewacht wird – als Nahrung. Auch so manch ein Mensch, der sich selbst als Gourmet bezeichnen möchte, dekoriert seine Wachteleier mit dem kostbaren Seehasenrogen, denn diie Eier der Seehasen werden als „Deutscher Kaviar“ angeboten. Die etwa 140.000 Eier eines Weibchens ergeben ein Gewicht von etwa 700 Gramm und werden schwarz gefärbt und in Salzlake eingelegt im Kühlregal angeboten. Dabei ist die Entnahme des Rogens eine furchtbare Tortur mit durchaus bleibenden Schäden für diese Tiere.

Seehasen besitzen keine Schwimmblasen. Um dies auszugleichen, hat sich im Laufe der Evolution eine Saugscheibe an ihrem Bauch gebildet. Mit Hilfe dieser Saugscheibe können sie sich an Felsen und anderen Hartsubstraten festsaugen und so auch starken Strömungen ohne Kraftanstrengung trotzen. Um ein Tier zu lösen, braucht es etwa die doppelte Zugkraft in Kilogramm, wie die Länge des Tieres in Zentimetern. Löst sich jedoch ein Seehase und fängt an zu schwimmen, müsste der Begriff „schwimmen“ für den Seehasen eigentlich neu definiert werden. Von Eleganz kann nicht die Rede sein, wenn

man beobachtet, wie schwerfällig er sich im Wasser bewegt. Durch die Verwindung seines Körpers und das hektische Schlagen mit seinen Brustflossen kommt er letztendlich nur langsam voran. Die Schnelligkeit, die wir von einem Osterhasen kennen, vermissen wir hier. Dennoch sind diese Tiere auf ihre Art und Weise besonders.

Er ist seltener Gast, der extra zur Eierablage unsere Förde aufsucht und sein Nest bis zum ersten Lächeln seiner „Kleinen“ bewacht. In seinem farblichen Gewand, dass ihm zu einem beweglichen, aber auch festgesaugten Farbklecks auf Steinen macht, beschert er uns viel Freude zur Osterzeit und dieses ganz ohne lange Schlappohren und plüschigem Schwänzen.

 

„Selbst die Hasen der Ostsee müssen zur Osterzeit ihre kostbaren Eier von dem Menschen schützen, um keinen Schaden für sich und ihren Nachwuchs zu erleiden.“

Steckbrief:
Name: Seehase
Wissenschaftlicher Name: Cyclopterus lumpus
Größe: Bis 70 cm
Kennzeichen: Plump und rundlich geformt, besitzen keine Schuppen dafür aber Dornen- und Knochenplatten
Lebensraum: In steinigen Küstengebieten in Tiefen bis zu 850 Meter Wassertiefe
Verbreitung: Weltweit in allen kalten Meeren
Nahrung: Kleine Fische, Krebse sowie Weichtiere
Besonderheiten: Seehasen besitzen keine Schwimmblasen stattdessen eine Saugscheibe, um sich am Meeresboden festzusaugen
juveniler Seehase Jan Langmaack

juveniler Seehase

Seehasenbaby Jan Langmaack

Seehasenbaby

adulter Seehase Jan Langmaack

adulter Seehase