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Es gibt immer wieder Berichte aus den küstennahen Bereichen der Ostsee, von einem Lebewesen das wie ein Drachen aussieht. Seit dem Mittelalter sind sie Bestandteil in vielen Sagen und Mythen. Haben sich Drachen erfolgreich über Jahrhunderte in der Ostsee verstecken können?

Wenn es dunkel in der Ostsee wird kommen sie aus ihren Verstecken hervor, um auf ihre Beute zu warten. Tagsüber sind sie dagegen kaum anzutreffen. Sie liegen oft zwischen Steinen oder auf Miesmuschelbänken, wo sie durch ihre Körperfärbung so perfekt an den Untergrund angepasst sind, dass sie völlig eins mit diesem werden. Doch wenn sie entdeckt werden, bleibt einem beim Anblick des Kopfes der Atem weg. Bullig, groß und mit einem riesigen Maul, dass durch seine breite Unterlippe grimmig ausschaut; dazu Höcker auf seinem Kopf, Stacheln an der Seite, die nach hinten gerichtet sind und zwei riesig dimensionierte Augen, die perfekt die Umgebung wahrnehmen, beschreiben das, was einem bei dem Anblick dieses Tieres erwartet. Auf den ersten Blick scheint es der Kopf eines Drachens zu sein. Jedoch beim genaueren Betrachten wird deutlich, dass der restliche Körper, aufgrund seiner Form und der vorhandenen Flossen, der eines Fisches sein muss. Dieses drachenähnliche Tier ist ein Seeskorpion.

Seeskorpione gehören zu der Familie der Groppen, die an ihren überdimensional groß wirkenden Brustflossen spitz zulaufende Strahlen aufweisen. Die beiden langgezogenen Kiemendeckel sind ebenfalls bestachelt. Seine Färbung kann je nach Untergrund stark variieren von schwarze, grüne, braune oder rötliche Färbungen. Die unterschiedliche Färbung hat einen sehr großen Vorteil für den Seeskorpion. Er ist ein Lauerjäger wird nachts erst so richtig aktiv und kann durch das Aufreißen seines großen Maules einen so hohen Sog erzeugen, das kleinere Fische oder Krebstiere einfach in seinem Maul eingesaugt werden. Durch seinen oben beschriebenen Kopf ist eine Verwechslung mit Drachen absolut naheliegend.

Seeskorpione sind keine wirklich guten Schwimmer und Eleganz beim Schwimmen ist für sie eher ein Fremdwort. Mit dem dreieckig zulaufenden Körper und dem bullig breitem Kopf gleichen sie eher einer, aus einzelnen Plastikmodulen zusammengesteckter, Spielzeugschlange, die mit heftigen Bewegungen vom Kopf und Schwanz, vorwärts kommen will.

Trotz seines Äußeren kann der Seeskorpion mit der einen oder anderen Besonderheit auftrumpfen. So werden die weiblichen Seeskorpione scheinbar liebevoll bei der Paarung von den Männchen mit dessen Bauchflossen umklammert. Nach dem anschließenden Ablaichen übernimmt das Männchen die Brustpflege über das Eigelege, dass in der Regel mehr als 2000 Eier umfasst und zwischen Steine oder auf Muschelbänken abgelegt wird. Dieses ist immer in den Wintermonaten der Fall. Die Brutpflege umfasst einerseits das Schützen der Eier vor Fressfeinden und andererseits das Zufächeln von Frischwasser, damit die Eier mit genügend Sauerstoff versorgt werden. Der Zeitraum der Brutpflege zieht sich bis zu fünf Wochen hin. Erst dann schlüpfen die kleinen Fischlarven. Von jetzt an sind die Jungfisch auf sich selbst gestellt und versuchen im offenen Wasser die ersten Lebensmonate zu überleben und schnell zu wachsen, um bald wie ihre Eltern auf den Meeresboden zurückzukehren.

Der Name Seeskorpion ist historischem Ursprung. Aufgrund seiner Stacheln wurde früher davon ausgegangen, dass dieser Fisch giftig sei, wie ein Skorpion. Dieses ist aber nicht zutreffen. Eine verzögerte Wundheilung mit Entzündungen kann bei Kontakt mit den Stacheln zwar auftreten, jedoch ist diese meist auf die Verunreinigungen der Stacheln oder des Wassers zurückzuführen.

Neben dem Seeskorpion gibt es in der Flensburger Förde noch zwei weitere Vertreter, die ihm auf den ersten Blick stark ähneln. Als erstes gibt es den Zwergseeskorpion, der nur eine Größe von sechs Zentimetern erreicht und zwei kleine Maulbarteln besitzt. Er ist somit über eine Unterarmlänge kleiner als der Seeskorpion. Als zweites ist der Seebull zu nennen. Er ist vergleichbar von der Größe zum Seeskorpion, besitzt aber im Gegensatz zu ihm eine bis zwei Maulbarteln.

Die meisten Menschen sind dem Seeskorpion aber schon in ihrem Leben begegnet. Nicht in seinem Lebensraum auf Beute lauernd, perfekt getarnt und als liebevoller Nestbewacher, sondern als große Delikatesse. Der Seeskorpion ist ein sehr beliebter Speisefisch und wird in einer Vielzahl an Variationen angeboten. Filetiert, geräuchert, gebraten oder in einer Fischsuppe ist es sicherlich dem einen oder anderen über dem Gaumen gewandert, der Fisch, der zu Unrecht den Namen eines giftigen Tieres trägt und vom äußeren Erscheinungsbild, dem eines Drachen gleicht.

 

„Zuerst sah ich nur einen großen Stein, bis ich genauer hinsah und in das Gesicht eines Drachen blickte.“

Steckbrief:
Name: Seeskorpion
Wissenschaftlicher Name: Myoxocephalus scorpius
Größe: Bis 60 cm
Kennzeichen: Einen bulligen Kopf mit sehr großem Maul und Strahlen an den Kiemendeckeln
Lebensraum: Mittelmeer, Atlantik, Nordsee und westliche Ostsee
Verbreitung: Zwischen Steinen und auf Miesmuschelbänken
Nahrung: Fische und Krebse
Besonderheiten: Die Färbung kann unterschiedlich sein. Grün, grau, schwarz, rot ist alles möglich bei dem nachtaktiven Jäger
grün getranter Seeskorpion Jan Langmaack

grün getarnter Seeskorpion

Seeskorpion auf der Lauer Jan Langmaack

Seeskorpion auf der Lauer

schwarz getranter Seeskorpion Jan Langmaack

schwarz getarnter Seeskorpion

rot getranter Seeskorpion Jan Langmaack

rot getarnter Seeskorpion