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Jeder kennt sie und hat sie schon einmal gesehen und trotzdem gibt es noch vieles über sie zu erfahren. Warum gibt es an den Stränden Rügens oder Polen keine Seesterne? Weshalb gibt es Individuen mit sechs oder sieben Armen und nicht fünf und wie schaffen es diese Weichtiere die Schalen von Miesmuscheln zu öffnen, um sich von ihnen zu ernähren?

Wer im Sommer am Strand der Ostsee entlang geht sieht hin und wieder eine Möwe, die sich einen Seestern geangelt hat, um sich auf einem Steg oder Stein niederzulassen und ihn zu verspeisen. Doch dieses Szenario finden wir nicht an jedem Strand der Ostsee. Seesterne stellen hohe Ansprüche an den Salzgehalt ihres Lebensraums und sind aufgrund des geringen Salzgehalts ab der Lübecker Bucht in Richtung Osten nicht mehr in küstennahen Gebieten anzutreffen. Die tieferen Gebiete der Ostsee meidet er ebenfalls, was seinen Lebensraum stark einschränkt.

Seesterne gehören zu den Stachelhäutern und sind nahe verwandt mit z.B. den Seeigeln. Diese Verwandtschaft ist beim genaueren Betrachten der Oberfläche der Seesterne gut zu erkennen. Zahlreiche kleine Spitzen, ähnlich wie Dornen, befinden sich auf ihren fünf Armen. Auf der Unterseite der Arme befinden sich tausende von Füßen, Saugnäpfchen ähnelnd. Am Ende der fünf Arme sind kleine Sinneszellen vorhanden, einem roten Punkt ähnelnd, mit denen Seesternen helle und dunkle Bereiche voneinander unterscheiden können.

Eine große Besonderheit bei Seesternen liegt in ihrer Jagd- und Fresstechnik. Ihre Lieblingsspeise sind Miesmuscheln, doch sie zu öffnen ist nicht einfach, schließlich ist die Schale der Miesmuscheln äußerst robust, sehr hart und widerstandsfähig. Um an das Innere der Miesmuschel zu gelangen legt der Seestern seine Arme um die Miesmuschel und saugt sich mit seinen Beinen an ihrer Schale fest. Die Öffnung der Muschelschalen liegt dabei genau in der Mitte unterhalb des Seesterns. Anschließend versucht der Seestern durch starkes Ziehen die Muschelschalen zu öffnen. Die Miesmuschel versucht zeitgleich dieses natürlich zu verhindern, um nicht gefressen zu werden. Dieses Kräftemessen kann sich über mehrere Stunden hinziehen. Irgendwann muss die Miesmuschel jedoch ihre Schalen öffnen, um an neuen Sauerstoff aus dem Wasser zu gelangen. Mit dem Öffnen ihrer Schalen hat sie aber gleichzeitig ihr Todesurteil unterzeichnet.

Im Moment des Öffnens der Schalenhälften wird vom Seestern Verdauungssekret in die Muschel eingeleitet, über seinen Magen, der in seiner Körpermitte auf der Unterseite liegt.  Durch ein raffiniertes Verfahren stülpt der Seestern seinen Magen nach außen, zwischen die Schalen der Miesmuschel und verspeisen sie dort. Die Schalen der Miesmuscheln, die als Schutz vor Fressfeinden dienen sollte, wird zum Restaurant für den Seestern. Mit dem gleichen Prinzip des ausgestülpten Magen verfahren die Seesterne auch bei Aas, den sie über große Entfernungen im Wasser „erschmecken“ können. Es ist kein seltenes Bild, dass mehrere Seesterne dieses Aas zeitgleich aufsuchen und in einem großen Haufen übereinander liegen, um an die Nahrung zu gelangen.

Die hierbei abgegebenen Verdauungssekrete gelangen aber nicht immer an das Aas, sondern es kann mitunter passieren, dass der Seestern seinen Artgenossen bei einer derartigen „Fressschlacht“ erwischt. Dieses ist für Seesterne aber völlig irrelevant, denn sie ernähren sich auch kannibalistisch.

Das Regenerationsvermögen der Seesterne darf ebenfalls nicht unerwähnt bleiben. Ein Verlust von einem, zwei oder sogar drei Armen durch z.B. Fressfeinde ist für Seesterne noch lange kein Todesurteil. Der Seestern braucht zum Überlegen nur zwei Dinge, seine Zentralscheibe mit noch zwei, drei Armen und genügend Nahrung. Die Abgetrennten Gliedmaßen wachsen dann nach einiger Zeit schnell wieder nach. Durch Mutationen kann es passieren, dass ein Seestern anstatt fünf, sechs oder ganz selten auch sieben Arme besitzt. Vergleichbar wie die Suche nach einem vierblättrigen Kleeblatte ist die Suche nach einem sechs oder siebenarmigen Seestern in der Ostsee zu beschreiben und für Taucher und Fotografen eine spannende Abwechslung.

Seesterne werden aber auch in bestimmten Regionen der Tourismusindustrie genutzt. Dafür werden sie getrocknet, um später als Souvenir verkauft zu werden. Die Kalkeinlagerungen im Körper der Seesterne verhindern ein Verwesen nach der Mumifizierung und lassen trotz allem das Körperskelett weiterhin erkennen. Das diese Mumifizierung den Tod für die Tiere bedeutet und jeder Kauf eines solchen Souvenirs dazu beiträgt, weiterhin getrocknete Seesterne zum Verkauf anzubieten, darf nicht unerwähnt bleiben, denn Seesterne spielen eine große Rolle im Ökosystem Meer und tragen durch ihre Ernährung dazu bei, dass z.B. zahlreiche andere Lebewesen Lebensräume vorfinden und Jungtiere Versteckmöglichkeiten in den leeren Muschelschalen finden.

 

„Fünf Beine die eigentlich Arme sind und zahlreiche weitere kleine Geheimnisse tragen Seesterne mit sich herum.“

Steckbrief:
Name: Gemeiner Seestern
Wissenschaftlicher Name: Asterias rubens
Größe: Bis 30 cm
Kennzeichen: Besitzen fünf Arme mit zahlreichen Beinen (Saugfüßen) pro Arm und können orange, lila, blau, rot oder grün gefärbt sein
Lebensraum: Vorwiegend im Flachwasser und auf den Miesmuschelbänken
Verbreitung: Über den Atlantik in die Nordsee und westliche Ostsee
Nahrung: Lieblingsspeise sind Miesmuscheln ansonsten Aas
Besonderheiten: Seesterne haben ein sehr großes Regenerationsvermögen und stülpen zur Nahrungsaufnahme ihren eigenen Magen nach außen
Seesterne gehören zu den Stachelhäutern Jan Langmaack

Seesterne gehören zu den Stachelhäutern Der ausgestülpte Magen eines Seesterns Jan Langmaack

Der ausgestülpte Magen eines Seesterns

Mutation Seestern mit sieben Armen Jan Langmaack

Mutation Seestern mit sieben Armen

Eine andere Mutation und die roten Punkte an den Enden sind die Lichtsinneszellen Jan Langmaack

Eine andere Mutation und die roten Punkte an den Enden sind die Lichtsinneszellen