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Sie sind klein, blau-gelb gestreift und über den ganzen Körper mit Punkten versehen. Anzutreffen sind sie zwischen Steinen oder Muscheln, wo sie sich unsichtbar machen. Aber nachts werden sie erst so richtig aktiv – die Felsengarnelen.

Jeder der schon einmal eine Felsengarnele gesehen hat, wird sie als eines der farbenfrohsten Tiere unserer Ostsee beschreiben. Dabei ist es gerade ihre auffällige Färbung, die sie im Wasser für Fressfeinde unsichtbar erscheinen lässt. Um dieses Paradoxon zu verstehen, bedarf es einige Kenntnisse über den Lebensraum und die Besonderheiten dieser Garnelen.

Große Steine mit vielen Höhlen oder Schlupflöchern, Hafenanlagen, Stege und Ähnliches nutzen diese Garnelen als Lebensraum. Hauptsache die Möglichkeit sich jederzeit schnell zurückziehen zu können, in Bereiche mit diffusen Lichtverhältnissen und Ausschluss vom Sonnenlicht, sind ihr dabei wichtig. Die Färbung der Felsengarnelen gleicht einem schwedischen Fußballfan bei einem WM-Spiel. Die blau-gelbe Farben an den Beinen im Streifenmuster und brauen Streifen mit gelben Punkten über den ganzen Körper verteilt sind so angelegt, dass die Garnelen für andere Tiere im Wasser nicht mehr erkennbar sind. Sie lösen sich optisch quasi auf. Gerade in den diffusen Lichtverhältnissen zwischen den Steinen wirken die Punkte und Streifen wie kleine helle Mineralieneinschlüsse in diesen. Neben den bunten Bereichen sind sie transparent, so dass beim genauen Betrachten, die inneren Organe gut erkennbar sind.

Warum ist es für die Garnelen so wichtig unsichtbar zu sein?

Garnelen sind eines der wichtigsten Glieder im Nahrungsnetzes des Meeres und dienen sowohl kleinen Tieren, wie auch den größten Tieren der Welt als Nahrungsgrundlage.

Die Felsengarnelen haben den Blauwal in der Flensburger Förde sicherlich nicht als Fressfeind zu fürchten, aber um sich vor Fischen zu schützen, müssen sie sich gut tarnen können. Zusätzlich besitzen sie daher noch in ihren Körperzellen sogenannten Chromatophoren. Die Chromatophoren sind pigmenthaltige Bestandteile, die viele Wirbeltiere besitzen und ihnen ermöglichen, eine Farbveränderung der Haut hervorzurufen. Dieses Phänomen der Farbveränderung wird von den Felsengarnelen zusätzlich genutzt, um sich zu schützen. Dabei wird die Intensität der Körperfarbe so verändert, dass sie sich dem Untergrund und Hintergrund anpasst.

Die verwandten Ostsee- oder auch Nordseegarnelen können sich mit ihren Chromatophoren sogar so stark dem hellen oder dunklen Untergründen anpassen, dass sie dem Untergrund farblich identisch sind. Das zusätzliche Vergraben im Sand lässt sie dann auch für alle Räuber, die ihre Beute mit Hilfe ihrer Augen suchen, vollends verschwinden.

Garnelen gehören zu den Krebstieren und wachsen fast ihr ganzes Leben lang. Ist ihr Panzer zu klein, muss er gewechselt werden. Dieses geschieht indem sie sich häuten. Ihre maximale Körpergröße von etwa sechs Zentimetern erreichen sie erst nach mehreren dutzenden Häutungen. So ist es auch nicht verwunderlich, wenn auf dem Ostseeboden häufig der eine oder andere leere Garnelenpanzer aufzufinden ist. Die faszinierende blau-gelbe Färbung, die die Felsengarnelen ausmacht, ist allerdings nicht an den Panzern mehr vorhanden. Die Panzer wirken nur noch blas und farblos, ganz im Gegensatz zu dem neu entstandenen Panzer der Felsengarnele.

Felsengarnelen sind Allesfresser und ernähren sich hauptsächlich von Aas und planktonischen Krebsen. Aber Garnelen ernähren sich auch von, oder viel besser mit Hilfe ihrer Fressfeinde. Sie dienen ihren Fressfeinden als Reinigungspersonal und säubern diese von Parasiten und anderen lästigen organischen Substanzen. Dieses passiert an sogenannten Putzerstationen. Hier scheint eine Vereinbarung zwischen Räuber und Beute zu bestehen, denn kommen die Fische hierher, können die Garnelen diese bedenkenlos von Parasiten befreien und müssen nicht damit rechnen, gefressen zu werden. Es geht sogar so weit, dass die Garnelen den Fische Essenreste zwischen ihren Zähnen entfernen und dafür sich in das Maul ihrer Jäger begeben. Mit der Garnele im Maul verschwenden die Fische trotz allem keinen Gedanken daran, diese zu verspeisen.

Die Felsengarnelen sind, mit ihren kleinen Schweren, der Unterwasserzahnarzt der Meerestiere. Sie erfüllen ihren Job so gut, bis auch die letzten störenden Stücke zwischen den Zähnen entfernt sind und der Räuber wieder mit einem gefährlichen und strahlenden Lächeln auf Felsengarnelenjagd gehen kann.

 

„Das ein so buntes Tier sich so perfekt tarnen kann ist einfach unvorstellbar.“

Steckbrief:
Name: Felsengarnele
Wissenschaftlicher Name: Leander elegans
Größe: Bis 6 cm
Kennzeichen: Dunkelbraune Streifen laufen über den ganzen Körper. Dazwischen befinden sich helle Flecken
Lebensraum: Mittelmeer, Atlantik, Nordsee und westliche Ostsee
Verbreitung: Zwischen Steinen im Flachwasserbereich
Nahrung: Organische Stoffe vom Meeresboden, kleinere Krebstiere (Plankton) und Aas
Besonderheiten: Die blau-gelb gefärbten Beine und Streifen und Punkte auf dem Körper dienen zur Tarnung
Felsengarnele Jan Langmaack

Felsengarnele

Kaum zu erkennen die Felsengarnele Jan Langmaack

Kaum zu erkennen die Felsengarnele

Farbzeichnung der Felsengarnele Jan Langmaack

Farbzeichnung der Felsengarnele